Seltenes Steinway-Welte Klavier im Mahler Museum
Das Gustav Mahler Museum zählt seit kurzer Zeit ein ganz besonderes Exponat zu seinen Ausstellungsstücken: Ein Reproduktionsklavier der Firma Steinway-Welte aus dem Jahre 1924. Als Tonträger diente dabei ein Lochstreifen aus Papier, die sog. „Notenrolle“. Dank großzügiger Zuwendungen von Manfred und Jutta Schaefer sowie Ingeborg Steifensand u.a. konnte das seltene Instrument für das Mahler Museum erworben und komplett restauriert werden. Nun ist es nicht nur zu sehen, sondern auch zu hören im Mahler Museum, mit Erläuterungen durch ehrenamtliche Mitarbeiter:innen oder durch einen kurzen Film.
Der Restaurator verriet bei der Übergabe einiges über die Besonderheiten des Klaviers:
Das Besonderste an dem Klavier ist die Kombination von zwei besten Welten: Steinway & Sons war DIE Marke und ist es bis heute geblieben und Welte-Mignon, der Erfinder dieses Systems, war die beste Marke in diesem Produktionsbereich. Die Kombination ist das Wertvollste, was es damals und heute gegeben hat.
Besonders ist es, weil es eh nur sehr wenige von diesen Instrumenten gibt. Es wurden ungefähr 650 von diesen Klavieren damals gebaut. Geschätzt gibt es nur noch um die 50, das heißt, das was hier im Hamburger Mahler-Museum steht, ist weltweit eine Rarität. Und die Qualität der Wiedergabe, wenn wir dann auch Gustav Mahler darauf hören, die reicht so nah es geht an das Original.
Das Instrument ist ein bisschen nach Hause gekommen, weil es in Hamburg 1924 gebaut wurde, im Werk von Steinway & Sons, um dann nach Freiburg zu reisen, die Welte-Technik zu bekommen und von dort aus dann damals in den ersten Besitz.
In 1904, als diese Technik entwickelt wurde, war das ein Weltwunder. Es war das erste Mal, dass ein Pianist sein eigenes Spiel aufnehmen konnte.
Es gab beide Interessen: Der Hersteller wollte gerne die Pianisten aufnehmen, um sie bewerben zu können, aber die Pianisten wollten auch ihr eigenes Spiel aufnehmen, um es zu erhalten.
Es ist nicht überliefert, ob Gustav Mahler oder ob die Firma Welte den Anfang gemacht haben...aber sie sind zumindest zusammengekommen. Im November 1905 wurden vier Rollen aufgenommen, die Mahler selber eingespielt hat, und dann auch die fertige Rolle angehört hat und mit seiner Unterschrift bestätigt hat. "Das ist das, wie ich es wollte und wie ich es gespielt habe", d.h. das ist die einzige erhaltene Dokumentation seines originalen Klavierspiels.“
Die Notenrolle, auch zu sehen in der Ausstellung, ist ein seltenes Original für das Welte T 100 (rot) System. Gustav Mahler spielt hier die Klavierfassung des Sopran Solos aus seiner 4.Sinfonie "Das Himmlische Leben". Die Aufnahme erfolgte am 9.11.1905 im Studio Hugo Popper, dem damaligen Generalvertreter von M. Welte & Söhne in Leipzig. Die Rolle ist wunderbar erhalten, über 100 Jahre alt.
Die Welte-Technik wurde streng geheim gehalten und nicht zum Patent angemeldet. Alle Unterlagen gingen im 2.Weltkrieg verloren. Bei der Restauration des Instruments wurde auf die Materialien zurückgegriffen, die damals verwendet wurden. Das Instrument ist authentisch richtig restauriert (2019/2020 von der Firma FASZINATIONPIANOLA Markt Indersdorf).