Prof. Irving Beckmann

Zum Tode von Prof. Irving Beckmann

Prof. Irving Beckmann starb bereits im Juli 2018 im Alter von 96 Jahren. Er zählte seit 2009 zu den Ehrenmitgliedern der Gustav Mahler Vereinigung Hamburg. Über viele Jahre unterrichtete er Dirigieren und Korrepetition an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg. Wer könnte Irving Beckmann besser würdigen als eine ihm vertraute Person? Seine Tochter Catherine Rückwardt, selbst eine der gefragtesten Dirigentinnen Deutschlands, hat daher die folgenden persönlichen Anmerkungen über ihren Vater geschrieben:

„Mein Vater kam in den Jahren nach dem 2. Weltkrieg während seines Studiums bei Arnold Schönberg zum ersten Mal in Berührung mit den Werken Gustav Mahlers. In und um Los Angeles hatten sich, wie Sie natürlich wissen, zu dieser Zeit viele Emigranten des europäischen Musiklebens versammelt. Mein Vater besaß ein Auto und so gehörte es zu seinen Obliegenheiten, Herrn Schönberg zu dessen Bekannten zu fahren, die sich bei Thomas Mann oder Alma Werfel trafen; in dieser Zeit prägten ihn Begegnungen mit Bruno Walter und Lotte Lehmann, die für seinen weiteren Werdegang bedeutsam sein würden. Dank dieses Einflusses entschloss sich mein Vater zu einem Aufenthalt in Deutschland, wo er 1953 mit einem Volontariat am Staatstheater Wiesbaden seine Karriere als Korrepetitor und Kapellmeister begann.

Nach fünf Jahren in Europa folgte er einem Ruf nach Los Angeles, um dort als Kompositionslehrer, Dirigent und Leiter der Opernklasse der UCLA (University of California, Los Angeles) zu arbeiten. In den Sommermonaten war er als Pianist für Lotte Lehmann tätig, die an der Music Academy of the West in Santa Barbara unterrichtete. Eine langjährige Freundschaft entstand mit dem musikalischen Leiter dieses Sommerfestivals, Maurice Abravanel, dessen (nach meinem Wissen erster) Gesamtaufnahme der Mahler-Sinfonien die nachfolgenden Generationen beeinflussen sollte.

In Santa Barbara lernten sich auch meine Eltern kennen, der Rest ist, wie man sagt, Geschichte – mittels eines Stipendiums kam das junge Ehepaar nach Hamburg, es entwickelten sich zwei sehr schöne und erfolgreiche berufliche Laufbahnen zunächst an bedeutenden deutschen Opernhäusern und später an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg. Am gleichen Ort engagiert zu sein, hatte für meine Eltern Priorität und sorgte für ein intaktes und harmonisches Familienleben.

In diesem Zusammenhang ist erwähnenswert, dass mein Vater sein erworbenes Wissen durch seine Tätigkeit als Korrepetitor und Lehrer an mehrere Generationen von Musikern weitergeben konnte, auf eine Art, die ganz besonders bleibt: von Mensch zu Mensch. Die Liste der Sängerinnen und Sänger, Orchestermusiker,  Generalmusikdirektoren, Korrepetitoren, Studienleiter, Kapellmeister und Chordirigenten, die durch seine Kenntnisse geprägt sind, ist lang. Meines Vaters Partituren sind voll von handschriftlichen Hinweisen, die, ausgesprochen durch Komponisten wie Richard Wagner oder Richard Strauss, dann aufgeschrieben etwa durch Hans von Bülow oder Felix Mottl, danach an Bruno Walter und Karl Böhm und letztendlich an meinen Vater weitergegeben, von ihm an seine Studierenden und wiederum an deren Schüler weitergeleitet, bis sie sich heute in einer Partitur finden, die in Hamburg, Nürnberg, Dresden, Mainz, Frankfurt, Berlin, Toronto, Budapest oder Wien auf einem Dirigentenpult liegt.“

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