Georg Borchardt gestorben
Das neue Jahr beginnt für die Gustav Mahler Vereinigung mit einem tiefen Einschnitt: Der Gründer der Gustav Mahler Vereinigung Hamburg, Georg Borchardt (geb. 1934), starb zu Beginn des neuen Jahres, wie erst jetzt bekannt wurde.
Georg Borchardt war seit den 70er Jahren bis zur Jahrhundertwende in Hamburg einer der wohl renommiertesten Musikrezensenten, und arbeitete als freier Mitarbeiter u. a. für die Tageszeitung Die Welt, beim NDR und beim Schleswig-Holstein-Musikfestival. Über viele Jahre engagierte er sich unermüdlich für eine angemessene Würdigung Gustav Mahlers und seiner Verdienste um Hamburg. 1988 gründete er schließlich die Gustav Mahler Vereinigung Hamburg, zusammen mit Prof. Dr. Dr. hc. mult. Constantin Floros, Elisabeth Diederichs, Lisa Sutor, dem Bankier Werner Sutor, dem Juristen Justus R. G. Warburg und Dorrit Kuhn. Es gelang ihm, Leonard Bernstein, den „seinerzeit prominentesten Mahlerianer“ – so Borchardt, als Ehrenpräsidenten für die junge Vereinigung zu gewinnen.
Als Generalsekretär der Vereinigung bestimmte Georg Borchardt ihre Geschicke über viele Jahre wesentlich. Zu seinem Bestreben, Hamburg zu einer Mahler – Stadt zu machen, gehörten z.B. zahlreiche von ihm initiierte Mahler - Konzerte und – Symposien, er erreichte die Einrichtung eines eigenen Gustav-Mahler-Platzes, an Mahlers einstigem Wohnhaus in der Bundesstraße Nummer 10 in Hamburg wurde eine granitene Gedenktafel angebracht, im Foyer der Staatsoper die von Milan Knobloch geschaffene Mahlerbüste installiert - als Leihgabe der Vereinigung. Die rote Mahler Rose als Logo der Vereinigung und als stilvolles Dankeschön für die Künstlerinnen und Künstler nach einer Veranstaltung wurde von ihm kreiert, und schließlich wurde auch ein von ihm schon früh gehegter Plan – ein Mahler Museum – 2018 Wirklichkeit.
In einem Text, der auf der Website der GMVH nachzulesen ist, beschreibt Georg Borchardt eindrücklich Hindernisse bei der Entstehung der Mahler Vereinigung. „Man entdeckte Mahlers Symphonien, aber niemand schien sich dafür zu interessieren, was sein Wirken in den Jahren 1891 bis 1897 für diese Stadt bedeutete. ……“
Lesen Sie hier eine Würdigung von Georg Borchardts Wirken als WELT-Feuilletonist und wichtige Stimme im damaligen Musikleben Hamburgs von Peter Krause (Mitglied im Vorstand der Mahler Vereinigung):
„Im Zentrum seiner Lebensleistung als Musikwissenschaftler steht sein Wirken als Feuilletonist für die Tageszeitung „Die WELT“. In den 70er, 80er und 90er Jahren prägt Georg Borchardt die Wahrnehmung des musikalischen Lebens der Hansestadt Hamburg und wird eine ihrer wichtigsten Stimmen. Seine Rezensionen zumal der klassischen Konzerte in der Musikhalle, aber seinerzeit auch noch mancher Wiederaufnahmen von Opern an der Hamburgischen Staatsoper oder des Musiktheaters an der Hochschule für Musik und Theater – seine Texte erscheinen mitunter täglich – dokumentieren das damals bereits enorm reiche Konzertwesen der Hamburger Orchester wie der gastierenden Klangkörper. Den diffizilen Zusammenklang von Musik und Wort gestaltete er mit profundem Wissen und mit besonderem Wohlwollen für die Künstlerinnen und Künstler. Wohlfeile Verrisse als Mittel der Selbstdarstellung des Kritikers entsprangen seiner Feder eigentlich nie. Denn da schrieb der Musikwissenschaftler stets auch als Musikenthusiast, der andere Menschen dazu anstiften wollte, sich mit dieser komplexen, berührenden, das Leben bereichernden Kunstform zu beschäftigen. Georg Borchardt machte neugierig auf komplexe künstlerische Inhalte, er erweiterte das sonst so wenig ausgeprägte Bewusstsein für die musikhistorische Bedeutung Hamburgs, wenn er sich beherzt für deren Komponisten einsetzte. So hat er zumal Gustav Mahler dem Gedächtnis unserer Stadt nachhaltig eingeschrieben, aber nicht nur seinem Fixstern. In Georg Borchardt verliert Hamburg einen mutigen und unermüdlichen Vordenker der Idee der Hansestadt als Musikstadt.“