29. Juni 2021 | 19.30 Uhr | Premiere von Gustav Mahlers „Zu Straßburg auf der Schanz“ auf YouTube
Schon die zweite Premiere von Mahler – Liedern im Juni: Am 29. Juni um 19.30 geht „Zu Straßburg auf der Schanz’“ auf YouTube online, gesungen von dem Bariton Laurence Kalaidjian und begleitet von Nils Basters am Klavier.
Auch diesem Lied liegt ein Text aus der von Gustav Mahler so geschätzten Sammlung „Des Knaben Wunderhorn“ zugrunde. Doch während der Komponist in den fünfzehn von 1892 bis 1901 in Hamburg und Wien entstandenen „Wunderhorn“-Liedern die Singstimme mit dem Orchester verbindet, handelt es sich bei den neun Vertonungen, die zuvor (zwischen 1887 und 1889) in Leipzig oder Budapest entstanden sind, um Klavierlieder. Zu letzteren gehört „Zu Straßburg auf der Schanz’“, eines der frühesten jener Lieder, die das Soldatenleben zum Inhalt haben. Auffallend ist, dass Mahler in ihnen das Soldatentum nicht verherrlicht oder gar den Krieg glorifiziert, sondern sich tieftragischen Schicksalen annimmt, in diesem Fall dem eines Deserteurs. Interessant und sehr charakteristisch sind seine Vortragsanweisungen, etwa zu Beginn „Im Volkston“ und „ohne Sentimentalität“. Wie sehr Mahler auch in diesem Klavierlied vom Orchester her dachte, zeigt sich in der Anweisung „Wie eine Schalmei“ für das einstimmige Klaviervorspiel, welches fraglos das Alphorn des Textes imitiert. Und für die markanten Triller in der linken Hand des Klaviers ab der zweiten Strophe findet sich der Hinweis: „In allen diesen tiefen Trillern ist mit Hilfe des Pedals der Klang gedämpfter Trommeln nachzuahmen.“ Kein Wunder also, das aus späterer Zeit (nach 1900) eine Skizze Mahlers für eine Fassung mit Orchester existiert, die allerdings nach wenigen Takten abbricht.
Laurence Kalaidjian wuchs in Hamburg auf, seine Eltern stammen aus Armenien. 2019 absolvierte er mit einem sehr außergewöhnlichen Abschlusskonzert sein Bachelor-Studium Gesang an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg bei Prof. Geert Smits. Ein Masterstudiengang Operngesang folgte mit ersten Rollen an der Hochschule, wie z.B. "Dr.Cajus“ in: „Die lustigen Weiber von Windsor“ von Otto Nicolai 2019, „Wotan“ in „Rheingold“ von Richard Wagner 2020 oder den „Argante“ in "Rinaldo" von Georg Friedrich Händel 2021.
Den jungen Bariton zeichnet Bühnenpräsenz und intensives Spiel sowie eine dunkeltimbrierte samtige Baritonstimme aus. Hinreißend sang er auch die Bass-Arie in der Johannespassion mit dem Hochschulorchester.
Im Bereich „Lied“ ist Laurence bisher recht wenig hervorgetreten. Aber auch hier kann er mit großem Talent kleine Dramen sehr packend erzählen und stimmgewaltig umsetzen.
Der Hamburger Pianist Nils Basters studierte Klavier bei Prof. Anna Vinnitskaya an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg, machte 2013 seinen Bachelor und 2016 seinen Master Abschluss. Ein Erasmus-Stipendium führte ihn darüber hinaus zu Prof. Martin Hughes an die Universität für Musik und darstellende Künste Wien. Weitere künstlerische Anregungen erhielt er u. a. von Konrad Elser, Emmanuel Ax, Matthias Kirschnereit, Pavel Nersessian, Brigitte Fassbender, Tanja Becker-Bender und Burkhard Kehring. Seit Oktober 2016 verfeinert er seine pianistischen Fähigkeiten im Konzertexamen bei Prof. Péter Nagy an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst Stuttgart.
2013 gewann Nils Basters den 1. Preis beim Elise Meyer-Wettbewerb Hamburg und war Semifinalist beim renommierten Concours International De Piano Clara Haskil. 2015 gewann er den dritten Preis beim Troisdorf International Piano Competition. 2016 erhielt er im Rahmen des Maritim-Wettbewerbs den 1. Preis für Klavierbegleitung verliehen durch die Franz Wirth Gedächtnis-Stiftung. Er wird gefördert durch den Verein „Yehudi Menuhin Live Music Now“ und war von 2012 bis 2014 Stipendiat der Oscar und Vera Ritter-Stiftung.
Kammermusik und Liedbegleitung sind Nils Basters` große Leidenschaft, mit der Sopranistin Johanna Will bildet er seit 2016 ein festes Duo. Als Liedbegleiter erhält er regelmäßig Unterricht von Burkhard Kehring. Ein weiterer Schwerpunkt seines künstlerischen Schaffens ist das interdisziplinäre Arbeiten im Grenzbereich zwischen Musik, Theater und Performance. In diesem Zusammenhang arbeitet Nils Basters regelmäßig mit der Regisseurin Aileen Schneider zusammen. Mit ihr verwirklichte er zahlreiche Projekte und übernahm neben dem Klavierspiel auch darstellerische Aufgaben, u. a. in der Konzertperformance „Chopin im Spiegel“, die 2016 mit dem Masefield-Stipendium für innovative Konzertideen der Alfred-Toepfer-Stiftung ausgezeichnet wurde. Zuletzt kam im Herbst 2018 die musiktheatrale Performance „Geliebtes Eden oder Die Furcht vor dem Apfel“ zur Uraufführung. Hier arbeitete er an der musikalischen Dramaturgie mit und stand wieder als performender Künstler auf der Bühne. Außerdem entwickelte Nils mit der Schauspielerin Milena Straube den Abend „Clara und Robert Schumann – Licht- und Schattenseiten einer Liebe“, eine Kollage aus Musik und gesprochenem Wort.
Ein Markenzeichen seiner Konzerte sind Nils Basters` Moderationen: Oft humorvoll, gerne spontan, aber immer informativ schaffen sie eine Nähe zwischen Künstler, Zuhörern und dem Komponisten.