22.11.2022 | 19.30 Uhr | Premiere von Gustav Mahlers „O Mensch! Gib acht!“ auf YouTube
Das XXXII. Mini-Konzert geht am 22. November 2022 auf YouTube online mit Mahlers „O Mensch! Gib acht!“. Interpretiert wird das Werk von zwei international gefragten Künstlerinnen – der Mezzosopranistin Iris Vermillion und der Pianistin Christiane Behn.
Ebenso wie „Es sungen drei Engel“ (Minikonzert XXII) entstand auch Gustav Mahlers Vertonung von Friedrich Nietzsches Mitternachtslied „O Mensch! Gib acht!“ aus „Also sprach Zarathustra“ als Teil seiner Dritten Symphonie. Dieser liegt eine programmatische Konzeption zugrunde, die auf den drei philosophischen Grundgedanken der Entstehung des Lebens aus unbeseelter, starrer Materie (1. Satz), der Idee einer Stufenreihe alles Seienden (2. bis 5. Satz) und der religiösen Auffassung, das gesamte Universum sei von der Liebe Gottes durchdrungen (6. Satz), basiert. Die „Stufenreihe der Wesen“, wie Mahler sie nannte, umfasst dabei die Welt der Pflanzen, der Tiere, des Menschen und der Engel. Für die Darstellung des menschlichen Bereichs im vierten Satz wählte er - obwohl seine eigene Weltanschauung mit Nietzsches Philosophie kaum Gemeinsamkeiten hatte - dessen berühmte Verse, die er gegenüber seiner Freundin Natalie Bauer-Lechner als „herrliches Gedicht“ bezeichnete. Mahler war offenbar von der großen Ausdruckskraft der Worte fasziniert, von der Idee der sprechenden Mitternacht, dem Gegensatz von Tag und Nacht, dem Bild des Vergehens in Ewigkeit. Seine Vertonung, von der er selbst die hier erklingende Klavierfassung erstellte, lässt dann auch viele Merkmale des Außergewöhnlichen erkennen: Die Musik verbleibt durchgehend im dynamischen Bereich des Piano und Pianissimo, Harmonik und Instrumentation verstärken die Vorstellung von Traumwelt und nächtlichen Naturlauten. (Alexander Odefey)
Iris Vermillion
Die deutsche Mezzosopranistin Iris Vermillion erhielt Ihre Ausbildung u.a. an den Musikhochschulen in Detmold und Hamburg. Seitdem singt sie in allen international führenden Opern- und Konzerthäusern, wie der Wiener Staatsoper, der Staatsoper Berlin, dem Teatro alla Scala Mailand, dem Teatro dell’Opera in Rom und in der Semperoper Dresden.
Zu ihrem Repertoire zählen Rollen wie Klytämnestra (»Elektra«), Gräfin Geschwitz (»Lulu«), die Mutter (»Al gran sole carico d’amore«), Hexe (»Hänsel und Gretel)«, Mescalina (»Le Grand Macabre«), Herodias (»Salome«) und die Titelpartie in »Penthesilea«, für deren Interpretation sie mit dem Deutschen Theaterpreis »DER FAUST« in der Kategorie »Beste Sängerdarstellerleistung Musiktheater« ausgezeichnet wurde. Ihre Diskografie umfasst u.a. Einspielungen mit den Berliner Philharmonikern und dem Chicago Symphony Orchestra.
Christiane Behn
Erster Klavierunterricht bei ihrem Großvater im Alter von fünf Jahren. Seit ihrem Konzertexamen bei Prof. Yara Bernette an der Hamburger Hochschule für Musik und Theater mit dem 3. Klavierkonzert von Prokofieff in der großen Laeiszhalle mit den Hamburger Sinfonikern, ist sie eine weltweit gefragte Solistin, Liedbegleiterin und Kammermusikerin mit Konzerten und Masterclasses in USA, Kanada, Mexico, Panama, Brasilien, Chile, Nepal, China, England, Frankreich, Holland, Italien, Österreich und Deutschland.
Lehrtätigkeit am Hamburger Konservatorium mit eigener Klavier- und Kammermusikklasse seit 2010.
2020/21: Konzerte in Mexiko und Einladung zum Mahler Festival am Attersee auf Schloss Kammer mit der 2. Mahler Sinfonie in der 2 Klaviere - Fassung ihres Urgroßonkels Hermann Behn. Von ihm stammt auch die Bearbeitung von Tristan & Isolde aus der Oper von Wagner, 2020 bei musicaphon erschienen. Seit 2021 Vizepräsidentin der Johannes-Brahms-Gesellschaft in Hamburg. 2022 sind Iris Vermillion und Christiane Behn zum 2. Mal zum Mahlerfestival in Schloss Kammer mit einem Liederabend eingeladen mit dem Thema „Frauenliebe und Männerschmerz.“