07.11.2019 | 19.30 Uhr | Hans Rudolf Vaget: Die 'Maske Mahlers'. Thomas Mann und Gustav Mahler im Lichte neuer Quellen?

Wir laden Sie herzlich ein zu der Veranstaltung

Die 'Maske Mahlers'. Thomas Mann und Gustav Mahler im Lichte neuer Quellen?
Vortrag: Hans Rudolf Vaget, Helen and Laura Shedd Professor of German Studies and Comparative Literature, Emeritus des Smith College Northampton
am Donnerstag, 7.11.2019, 19.30 Uhr
Lichtwark-Saal, Neanderstraße 22, 20355 Hamburg

Musikalische Umrahmung: Timotheus Maas (Bassbariton), Karolina Trojok (Klavier)
Lieder von Alphonse Diepenbrock und Gustav Mahler.  

Eine Kooperation der Gustav Mahler Vereinigung e.V. Hamburg mit der Thomas Mann Gesellschaft Hamburg.

Prof. Vaget veröffentlichte den einzigen bisher aufgefundenen Brief Mahlers an Thomas Mann im vergangenen Jahr in der Süddeutschen Zeitung. In seinem Vortrag nimmt er diesen Brief und weitere Dokumente zum Anlass, die Mann - Mahler Beziehung im Ganzen neu zu beleuchten.

Gustav Mahlers letztes Konzert in München, die Uraufführung der Achten Symphonie am 12. Und 13. September 1910, bescherte ihm den größten Erfolg seiner Laufbahn. Zu der glänzenden Nachfeier im Hotel "Vier Jahreszeiten" waren auch Thomas und Katia Mann geladen. Offenbar kam es jedoch bei jenem festlichen Anlass zu keinem persönlichen Austausch zwischen dem Autor der "Buddenbrooks" und dem gefeierten Komponisten und Dirigenten.
Stattdessen schickte Thomas Mann zwei Tage danach, zusammen mit einem Exemplar seines Romans "Königliche Hoheit", einen formellen Huldigungsbrief. Er glaube, so beteuerte er, dass sich in dem Verehrten "der ernsteste und heiligste künstlerische Wille unserer Zeit" verkörpere. Dies erklärt, dass er es für gut und richtig befand, seinem fiktiven Alter Ego in "Der Tod in Venedig", dem Schriftsteller Gustav von Aschenbach, die "Maske Mahlers" zu verleihen, dazu den Vornamen und das ungefähre Alter.

Für Mahler war in diesen Jahren Amsterdam zu seiner künstlerischen Heimstätte, sozusagen sein „Bayreuth“ geworden, wo er im Dirigenten Willem Mengelberg (1871-1951) und dem Komponisten Alphons Diepenbrock kundige Anwälte für seine Musik gefunden hatte. Die beiden holländischen Künstler hatten Mahler im Jahre 1902 bei der Krefelder Uraufführung der 3. Symphonie kennen gelernt. Mengelberg machte Mahler spontan das Angebot, jedes Jahr seine Werke mit dem Concertgebouw-Orchester aufzuführen. Mahler hatte in Amsterdam vor allem ein Orchester, dass bereits war, auf seine Intentionen einzugehen und in Mengelberg einen Dirigenten, dem er voll vertraute. Beide waren anwesend. als Mahler im September 1908 seine 8. Sinfonie in München uraufgeführt hat und Alphons Diepenbrock war gar bei Gustav Mahlers Beerdigung auf dem Grinzinger Friedhof dabei. Er muss daher ein enger Vertrauter gewesen sein.

Hans Rudolf Vaget (geb. 1938) ist Professor of German Studies und Comparative Literature am Smith College (Northampton, Massachusetts). Schwerpunkte seiner Forschung sind Goethe, Wagner und Thomas Mann, zu denen er zahlreiche Arbeiten vorgelegt hat. Ehrungen: Thomas-Mann-Medaille (1994), Forschungspreis der Alexander von Humboldt Stiftung (2001), Fellow der American Academy Berlin (2012). Vaget ist Mitherausgeber der Großen kommentierten Frankfurter Ausgabe Thomas Manns und war von 2005 bis 2013 Mitherausgeber der Zeitschrift wagnerspectrum.
Am 4. November 2019, 19 Uhr, hält Prof. Vaget einen Vortrag „Von Kind und Hund“ – Thomas Mann 1919 - - Ein Autor erfindet sich neu“ (Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg).

 

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